Informationen über das Projekt „42 Swing Time“ findet man beim „Experiment: 42 Swing Time“-Beitrag. Im Grunde geht es darum, dass ich zusammen mit meinem Mitbewohner Kai eine Veranstaltung auf die Beine stellen will, bei der wir nur Musik spielen, die älter ist als 50 Jahre. Ein Schwerpunkt dabei sind die 20er und 30er Jahre.

Gleichzeitig ist das ganze auch ein Experiment, was man alles an Marketingmaßnahmen ergreifen kann und muss, um so einen Abend erfolgreich im 42 zu veranstalten. Was wir dabei so alles unternehmen, was davon klappt, und was nicht so, findet man dann gesammelt unter dem Tag „42 Swing Time„, und ja, ich weiss, dass es dringend Zeit wird für erste Zahlen… Es dauert nicht mehr lange.

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Abgesehen davon werden wir demnächst Flyer drucken lassen. Wie in dem ersten Post erwähnt möchten wir uns die Option offen halten eine regelmäßige Veranstaltungsreihe daraus zu machen. Um von Anfang an ein verbindendes Element zu haben, soll bereits auf dem Ersten ein wiedererkennbares Logo sein.

Alles, was wir für diese Veranstaltung an Werbemitteln erstellen, richtet sich vorallem an Leute, die mit Jazz und Swing nicht wirklich vertraut sind. Dies führt dazu, dass wir uns bei der Gestaltung zwar von historischen Originalen inspirieren lassen, aber letztendlich weniger historische Korrektheit entscheidend ist, sondern, dass wir gestalterisch dem nahe kommen, was sich potentielle Gäste unter Jazz und Swing vorstellen.

Ich habe ein paar meiner Freunde und Bekannte gefragt, wie sie sich so ein Logo in etwa vorstellen würden.

Heraus kam, dass die Meisten sehr schlanke und hohe Buchstaben im Kopf hatten, mit starken Strichstärkenunterschieden. Ob mit Serifen oder nicht, da war man sich nicht so ganz einig. Insgesamt fielen den Meisten Begriffe wie sachlich, elegant und klassisch ein.

Zusätzlich zu diesem Meinungsbild habe ich selbst ein wenig nach Art Deco-Elementen, Anzeigetafeln und Plattencovern aus den 20er und 30er Jahren recherchiert.

Am Ende hatte ich eine grobe Idee im Kopf.

Das Konzept

Das Logo sollte stark typolastig werden. Im Kopf hatte ich eine klassizistische Antiqua, war mir da aber noch nicht 100%ig sicher. Entsprechend meiner „Umfrageergebnisse“ sollten die Buchstaben eher gestreckt wirken und eng stehen.

Die Strichstärkenunterschiede sollten deutlich sichtbar sein, durften allerdings nicht zu dünn werden, da das Logo auch klein druckbar bleiben sollte, auch im Web verwendet wird und auch die Idee im Raum steht es auf T-Shirts drucken zu lassen. Würden da dünne Haarlinien wegbrechen, wäre das fatal.

Bei der Anordnung wollte ich das „42“ gerne vom „Swing Time“ trennen, da das zusammengesetzte „42 Swing Time“ ziemlich lang wirkt.

Um das Ganze herum wollte ich noch gradlinige Dekorelemente, die allerdings sehr zurückhaltend sein sollten.

Schriftauswahl

Mit diesem Bild vor Augen habe ich mich zu meiner Lieblingsseite dafont.com begeben. Wichtig bei der Auswahl der Schrift, neben der Form der Glyphen, waren folgende Kriterien:

  • Sie muss frei verfügbar sein, ohne Einschränkungen wie „personal use only“ o.ä.
  • Sie muss Umlaute enthalten, da die Schrift evtl. auch für kurze Textabschnitte, z.B. auf einem Flyer, eingesetzt wird und es ziemlich aufwändig und nervig ist, wenn man da die Umlaute nachträglich einbauen muss
  • Aus dem selben Grund muss sie Zeichen wie „?!.:,-_ und das Euro-Zeichen enthalten
  • Und die Schrift sollte nach Möglichkeit noch relativ unbekannt sein, damit man sie nicht schon hundertfach in anderen Zusammenhängen gesehen hat

Glücklicherweise erlaubt die Suche bei dafont.com gewissen Einschränkungen bezüglich des €-Zeichens und der Lizenzen, sodass ein Großteil der unerwünschten Schriften gleich rausgefiltert wird. Um den Rest überprüfen zu können, habe ich als Beispieltext „42 Swing Time äöüÖÄÜ -.:!? €“ benutzt. Das lässt sich zwar nicht ganz so elegant lesen, zeigt aber die wichtigsten Zeichen auf einen Blick.

Um die Chance zu verringern, dass man eine bereits sehr verbreitete Schrift erwischt, stellt man die Sortierung einfach von „Popularity“ auf „Newer first„.

Nach etwa einer Stunde Blättern durch die Archive von dafont.com haben es diese vier Schriften in die engere Auswahl geschafft:

Unterschiedliche Schriften im Vergleich

Unterschiedliche Schriften im Vergleich

a) Dream Orphan habe ich ausgesucht, da sie, obwohl sie keine Serifen hat, meiner Idealvorstellung ziemlich nahe kommt. Die Balken sind kräftig, aber dennoch wirkt die Schrift nicht zu starr oder steif. Außerdem bringt sie gleich vier Schnitte mit, was grad später beim Gestalten von Flyern etc. sehr nützlich sein kann.

b) Effloresce ist der „Dream Orphan“ sehr ähnlich. Der Unterschied ist, dass sie ein wenig schlanker und mit Serifen daher kommt. Im Gegensatz zur ersten Schrift wirkt sie ein wenig steifer und spitzer. Das kleine „g“ gefällt mir allerdings viel besser als bei a).

c) Die MKorsair macht einen etwas verspielteren Eindruck. Sie läuft etwas schmaler als die anderen, was meiner ursprünglichen Idee entspricht. Die Strichstärkenunterschiede sind sehr stark, die Serifen sehr dünn und eher zerbrechlich. Dies könnte, vorallem im Web, zu Problemen führen.

d) Die Pistilli Roman bildet dazu einen ziemlich starken Kontrast. Durch die sehr dicken Balken und die breite Laufweite kommt sie sehr mächtig und opulent daher. Außerdem wirkt sie ziemlich schwungvoll. Fasziniert haben mich vorallem die Zahlen, besonders die „2“. Die dünnen Striche sind allerdings viel zu dünn für meine Zwecke.

Einzeln haben mir alle vier Fonts gut gefallen, aber so im direkten Vergleich wurde ziemlich schnell klar, dass es entweder die „Dream Orphan“ oder die „Effloresce“ werden würde. Für die Effloresce sprach, dass sie sehr genau dem entsprach, was ich ursprünglich im Kopf hatte. Als ich sie dann aber so direkt vor mir sah, kam sie mir etwas zu zackig bzw. zu eckig oder zu spitz vor. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob die dünnen Linien auf möglicherweise eher unruhigen Hintergründen, z.B. auf Flyern oder Postern, nicht einfach untergehen.

Die Dream Orphan steht da deutlich stabiler da, allerdings wirkt sie immernoch sehr dynamisch und schwungvoll. Da ihr die sehr spitzen Serifen fehlen, wirkt sie etwas weicher und fließender. Irgendwas störte mich allerdings an ihr und ich kam erst nicht drauf, was es war.

Den entscheidenden Hinweis gab dann Laura, in dem sie meinte, dass sie auch die Dream Orphan bevorzugen würde, ihr das „g“ allerdings nicht gefällt. Da wurde mir dann klar, dass es auch bei mir das „g“ war, was mich die ganze Zeit irritiert hatte. Glücklicherweise sind sich Dream Orphan und Effloresce so ähnlich, dass die Lösung schnell klar war:

 

Dream Orphans mit Effloresce "g"

Dream Orphans mit Effloresce "g"

 

Im Grunde besteht der Schriftzug aus der Dream Orphan, allerdings habe ich das „g“ aus der Effloresce genommen.

Wem wäre es aufgefallen, wenn man es vorher nicht gesehen und ich vorher nicht drüber geschrieben hätte?

Ich finde das „g“ fügt sich ziemlich harmonisch ein, wobei man beachten muss, dass es einige Punkt größer ist als der Rest der Schrift, da die x-Höhe der Effloresce geringer ist als die der Dream Orphan. Für das Bild oben, habe ich das kleine „g“ erstmal nur grob in der Größe angepasst.

Anpassungen

Nachdem jetzt ein Schriftzug gefunden wurde, ist der nächste Schritt die Feinabstimmung. Da die „42“ im endgültigen Logo ja extra stehen sollte, fiel diese erstmal raus.

 

Ausgangsschriftzug

Ausgangsschriftzug

Zum Vergleich einmal der Ausgangsschriftzug, mit dem bereits grob angepassten kleinen „g“ aus der Effloresce.

Größen

Anpassen der Größen

Anpassen der Größen

In diesem Schritt wurde das „g“ in seiner Größe genauer in den Schriftzug eingepasst. Als Referenzpunkte habe ich hierbei das „e“ am Ende von „Time“ und die Schulter des „n“ von „Swing“ genommen. Würde man sich den Schriftzug stark vergrößert ankucken, würde man sehen, dass das „g“ mit seiner x-Höhe zwischen den beiden liegt. Das wirkte in meinen Augen am harmonischsten.

Außerdem hat das „g“ einen leichten Grundlinienversatz nach unten bekommen, damit die Unterlänge besser zum Schriftbild passt.

Ganz offensichtlich wurden noch das große „S“ und das „T“ vergrößert und ebenfalls ein wenig nach unten versetzt. Dadurch wirkt der ganze Schriftzug meiner Meinung nach gleich deutlich spannender und schwungvoller. Außerdem gliedert er sich besser in die beiden Begriffe „Swing“ und „Time“, ohne das diese auseinander fallen.

Kerning

Kerning

Kerning

Nachdem die Größenverhältnisse feststanden, ging es hier um die Zurichtung der Buchstaben zueinander.

Für diesen Schritt habe ich kein bestimmtes Patentrezept oder eine festgelegte Vorgehensweise. Ich habe zuerst das „w“ näher zum „S“ gebracht, bis es mir schlüssig erschien. Anschließend habe ich die restlichen Buchstaben dem angepasst. Dabei habe ich nicht auf die Zahlen geachtet, sondern einfach so lange an den Buchstaben rumgerückt, bis das Gesamtbild für mich in sich passend und harmonisch wirkte.

Am deutlichsten wird das, wenn man das „Time“ mit dem Schriftzug aus dem vorherigen Schritt vergleicht.

Anpassen der Buchstaben

Anpassen einzelner Buchstaben

Anpassen einzelner Buchstaben

Als Abschluß habe ich dann noch an der Form der einzelnen Buchstaben gefeilt. Hier waren Timo und Kevin wichtige Hinweisgeber.

Zum Einen wirkte der Schriftzug dadurch, dass das „Swing“ mit dem „S“ und dem „g“ gleich zwei Unterlängen hat und durch die große Punze des „g“ etwas linkslastig, da das „T“ das optisch nicht ausgleichen konnte. Außerdem wirkte das große „T“ durch den sehr starken Strichstärkenunterschied etwas unausgewogen.

Betrachtet man alle Versalien der Schrift, taucht dieser Unterschied bei vielen Glyphen ebenfalls auf, allerdings ist die einzige Versalie neben dem „T“ in diesem Schriftzug das „S“, und gerade dieses hat keine so starken Unterschiede in der Strichstärke.

Um das zu beheben, habe ich den senkrechten Balken etwas schmaler gemacht. Der horizontale Balken wurde etwas dicker und deutlich breiter. Dadurch gibt er jetzt ein anständiges Gegengewicht zum „S“ und der Schriftzug wirkt ausbalancierter.

Außerdem wirkte das „w“ im Vergleich zu den anderen Buchstaben noch etwas steif, da die oberen Kanten der dicken Balken im Gegensatz zum „i“ und zum „n“ waagerecht und nicht schräg aufsteigend endeten.

Da habe ich einfach den Eckpunkt entlang der Schräge mehr oder weniger per Augenmaß verschoben. Zuerst hatte ich die linken Eckpunkte auf einer Höhe mit denen vom „i“ und vom „n“, da aber dort die Balken senkrecht und nicht schräg verlaufen, ergab sich dadurch ein ganz anderer Winkel, was seltsam aussah.

Vergleicht man die jeweils die linken Eckpunkte stark vergrößert, sitzen die vom „w“ etwas höher als die vom „i“ und vom „n“. Dies führt dazu, dass die Buchstaben optisch ausgewogener aussehen und besser zusammenpassen, da sich die Winkel an den Eckpunkten ähnlicher sind.

Damit war der Schriftzug erstmal fertig.

Einbinden der „42“

Nun fehlt noch die „42“ und die anfangs erwähnten dekorativen Linien. Für Linien habe ich mich entschieden, da sie einen schönen Kontrast zu der eher schwungvollen Typo bilden. Sie fassen das Logo gut zusammen und geben ihm eine äußere Form, die an die alten Anzeigetafeln von Kinos oder Konzertsälen erinnern soll.

 

Palace Theatre

Palace Theatre

 

Erie Theatre in Hugo, Oklahoma

Erie Theatre in Hugo, Oklahoma

 

Ich hatte zuerst überlegt, weitere Art-Deco-typische Elemente und Formen einzubinden, habe mich dann aber dagegen entschieden, da die Typo klar im Vordergrund stehen sollte. Auch strebe ich ja einen sehr eleganten, klassischen und eher edlen Look an. Da passen mir klare Formen besser als verspielte Deko-Formen.

Die „42“ sitzt über dem Schriftzug, da der Schriftzug sonst noch breiter geworden wäre. Bei Printprodukten würde das dazu führen, dass das Logo insgesamt kleiner werden würde, damit es auf den Flyer passt. Da ich mir das Logo allerdings möglichst groß auf Flyern, Postern etc. wünsche, darf das Logo nicht zu sehr zu einem zu extremen Querformat werden.

Da ich nur ein grobes Bild vom endgültigen Aussehen im Kopf hatte, habe ich erstmal ein wenig herumprobiert. Die drei Versuche, die in die nähere Auswahl gekommen sind, waren diese:

 

Varianten des Logos

Varianten des Logos

 

Varianten des Logos

Varianten des Logos

 

Varianten des Logos

Varianten des Logos

 

Für welche Variante würdet ihr euch entscheiden?

Im direkten Vergleich gefiel mir die erste Variante am besten. Sie fasst den Schriftzug gut zusammen, lässt der dynamischen Typo aber genug Raum und engt diese nicht ein.

Die doppelten Linien erinnern meiner Meinung nach zwar stärker an Jazz und Swing, als die einfachen, allerdings können sie bei kleinen Größen Probleme verursachen. Darüber hinaus wirken sie im Gesamtbild sehr dominant. Der Fokus soll aber auf dem Schriftzug liegen.

Ohne die untere Linie wirkt das Logo noch schwungvoller und dynamischer, allerdings wirkt der Schriftzug auch so, als würde er von der oberen Linie herab hängen, wodurch diese Linie wieder mehr betont wird als der Schriftzug an sich. Auf die obere Linie möchte ich aber auf keinen Fall verzichten, da sie die äußere Form des Logos definiert und dafür sorgt, dass der gewünschte Eindruck der Anzeigetafel entsteht.

Was mir bei der dritten Variante aber sehr gut gefiel, ist die Stärke der Linie, die deutlich dicker ist, als bei der ersten Variante. Der endgültige Entwurf ist also ein Hybrid aus Variante eins und drei.

 

Reinzeichnung des Logos

Reinzeichnung des Logos

 

Bei der Reinzeichnung habe ich die „42“ ein Stück weiter nach links gerückt, da die doch sehr am „T“ klemmte. Das sie jetzt nicht mehr genau in der Mitte sitzt, fällt kaum auf, da die „4“ sich weit zur „2“ neigt.

Die Linien wurden am waagerechten Balken der „2“ ausgerichtet. Dadurch verstärkt sich zum einen der Eindruck einer durchgehenden Linie, andererseits wirkt diese auch nicht zu dominant, da sie an drei Stellen unterbrochen wird. Außerdem läuft auch der senkrechte Balken der „4“ durch diese Linie, was diese noch mehr auflockert.

Nachdem jetzt noch die Abstände der Linien oben und unten zum Schriftzug noch optisch angepasst und ausgeglichen wurden, war das Logo fertig.

Im Einsatz

So in dieser Richtung könnten am Ende der Flyer, Poster oder sonstige Produkte gehen.

An diesem Beispiel wird auch deutlich, warum ich das Logo sehr klar strukturiert und mit wenig verspielten Formen gehalten habe. Es hebt sich sehr deutlich gegen die feingliedrigen Dekorlinien ab, sowohl in der Form, als auch in der Linienstärke, als auch in der Ausrichtung als auch im Rhythmus.

Das fertige Logo im Einsatz

Das fertige Logo im Einsatz

Wer sich mehr für das „42 Swing Time“-Experiment interessiert, sollte beim ersten Artikel der Serie anfangen zu lesen oder sich erstmal einen Überblick im „42 Swing Time“-Hub verschaffen.

Diejenigen, die mehr über die Veranstaltung an sich erfahren möchten, sollten einen Blick auf den „42 Swing Time“-Blog werfen und Fan der Facebook-Seite werden.

Zum Schluss interessiert es mich natürlich, was ihr von dem Logo haltet:

  • Welchen Eindruck macht es auf euch?
  • Passt es eurer Meinung nach zu den ursprünglichen Anforderungen?
  • Was gefällt euch besonders gut und was würdet ihr anders machen?

Ich freue mich auf eure Kommentare und Kritik!