Grade tauchte bei NerdCore ein Beitrag über ein Projekt namens „Arkitypo“ auf, dass definitiv auch in diesen Blog gehört.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen dem – ich nenne es jetzt einfach mal – „Kreativstudio“ johnson banks und Ravensbourne.

Auf der Website von „johnson banks“ findet man eine der großartigsten Selbstbeschreibungen, die ich seit langem gelesen habe. Sie sagen über sich selbst:

Since 1992, johnson banks has been searching for the most unusual and interesting problems to solve, in the most unusual and interesting way.

Die Zusammenarbeit jedenfalls bestand darin, dass „johnson banks“ 3D-Modelle erstellen sollte, mit deren Hilfe die Möglichkeiten der 3D-Druckerfähigkeiten von Ravensbourne ausgetestet und präsentiert werden sollten. Da man mittlerweile ja doch allerhand an 3D-Gedrucktem gesehen hat, entschied man sich dafür, etwas typographisches zu machen.

Ziel war es, ein Alphabet zu erstellen, bei dem jeder Buchstabe aus einer Schrift besteht, deren Namen mit eben diesem Buchstaben anfängt. Ausgehend von diesem Buchstaben und dem historischen Hintergrund der jeweiligen Schrift wurden dann 3D-Modelle entworfen, die diese Zusammenhänge verdeutlichen sollen.

 

DIN "D"

DIN "D"

 DIN is the acronym of Deutsches Institut für Normung. Type design DIN 1451 was selected in 1936 as the standard German typeface across areas such as engineering, technology and traffic signs. As its popularity grows internationally, it has become one of the key symbols of cities and technology across the world.

 

Bei einigen Buchstaben wurde wohl erstmal eine Weile herumprobiert, bis man zufrieden war. Die Gestalter sowie die Drucker stießen bei diesem Projekt wohl auch an ihre Grenzen, als einige der Modelle gleich nach dem Drucken wieder auseinanderfielen. Oder man nach dem bis zu acht Stunden dauerndem Druckprozess feststelle, dass die Modelle gerendert auf dem Bildschirm großartig aussahen, aber als man sie tatsächlich in der Hand halten konnte, dann doch nicht mehr so beeindruckend waren.

 

Engravers "E"

Engravers "E"

 This was typical of a style of font originally designed for engraving into metals, especially gold and silver.

Fraktur "F"

Fraktur "F"

 This classic ‘blackletter’ style of fonts is umbilically linked to Germany’s history, being the predominant style for centuries in pre-war Germany. For most of the 20th century it proved controversial, eventually being banned by the Nazis in 1941. Post-war adoption of sans-serif typefaces effectively killed it off as the nation’s style of script.

 

Ein 3D-gedrucktes Modell eines Fraktur-F! Da geht mir das Herz auf! Ich bin ja sowieso der Meinung, dass es unter den Fraktur-Schriften die schönsten aller Schriften gibt. Die dann jetzt auch dreidimensional ausdrucken zu können, eröffnet einem als Gestalter völlig neue Welten!

 

Lubalin Graph "L"

Lubalin Graph "L"

 Herb Lubalin designed this font by initially basing it on its predecessor, Avant Garde. It filled a need for a slab-serif alphabet for the emerging phototypesetting industry.

Serifa "S"

Serifa "S"

 Adrian Frutiger designed Serifa in 1966. Technically a ‘slab-serif’ design, Frutiger based his first designs on his well known sans-serif font, Univers, and simply added the serifs.

 

Ausgestellt wurden die Modelle bis gestern im Büro der Igenieursfirma Arup und sind Thema der Februarausgabe von Monograph.

 

Xheighter "X"

Xheighter "X"

 Introduced at the turn of the millennium, Xheighter is a tall, condensed sans-serif that becomes even taller and more condensed when stacked on top of itself.

 

Einige der Modelle gefallen mir ausgezeichnet gut, andere finde ich hingegen nicht so toll. Man sieht zwar, woher die Idee kommt, und das man sowas mittlerweile einfach so mehr oder weniger aus dem Nichts drucken kann ist unglaublich beeindruckend. Allerdings hätte man, wenn man sich z.B. fürs „j“ eine andere Schrift herausgesucht hätte, da noch mehr rausholen können.

Aber „johnson banks“ werden sich dabei schon etwas gedacht haben und leider gibt es keine Begründung, warum man sich grade für die Schriften entschieden hat, die letztendlich gewählt wurden. Auch warum die Modelle so gestaltet wurden, wie sie zum Schluss gedruckt wurden, wir leider nicht tiefergehend erläutert, wobei ich grade das sehr interessant gefunden hätte.

Immerhin ein paar kurze Erklärungen und ein paar Hintergrundinfos zu den Schriften gibt es in diesem Video:

[vimeo 36129468]

Sehr schön ist, dass man hier die Modelle aus ein paar mehr Perspektiven sehen kann. Wer sie sich nochmal in Ruhe ankucken möchte, findet sie mitsamt der Infos zu den Schriften auf der Projektseite bei „johnson banks“. Ebenfalls kündigen sie auf der Seite an, dass es ein „set of limited edition posters“ geben wird.

Ich bin sehr gespannt, wie man all die Buchstaben und ja doch recht detailreichen Skulpturen auf ein Poster bekommen wird. Sobald es da mehr Infos gibt, werd ich den Artikel hier updaten.

Wie gefallen euch die Buchstaben? Schreibt uns in die Kommentare, welcher euer Favorit ist!